Fünf junge
Musikwissenschafterinnen und Musikwissenschafter, fünf verschiedene Themen,
vier verschiedene Länder und der zweite Teil der Radiosendung. Im Rahmen der
Lehrveranstaltung „Musikwissenschaft und Radio“ erarbeitete Doktorin Irene
Suchy mit Studierenden des Instituts für Musikwissenschaft an der
Karl-Franzens-Universität Graz facettenreiche Beiträge:
Die
musikwissenschaftliche Radioreise dieser Folge bewegt sich diesseits und
jenseits des Atlantik – in den USA und Japan.
Johanna Trummers Erkundung „Die aufgehende Sonne im Gepäck“ zeichnet Benjamin Brittens Faszination vom Noh-Theater nach.
Im Jahr 1964
wird die Kirchenparabel ‚Curlew River‘ von Benjamin Britten uraufgeführt. Der
an außereuropäischen Musikkulturen interessierte Komponist hat darin Eindrücke
einer Konzertreise verarbeitet. In Japan erlebt er 1956 traditionelles Noh und
ist von der Handlung, den bühnenbildnerischen Elementen, den Instrumenten und
den musikalischen Strukturen so fasziniert, dass er beschließt, das Sujet
selbst zu vertonen. Auch der Gregorianische Choral ist als musikalische Brücke
zwischen Ost und West in das Werk eingeflossen. Die in Graz lehrenden
Musikwissenschafter Christian Utz und Peter Revers erzählen im Interview,
welche Spuren japanischer Traditionen in Brittens ‚Curlew River‘ zu finden sind
und die Japanisch-Lehrerin Kaori Sohar berichtet von ihren eigenen Erfahrungen
mit dem Noh-Theater.
Brisante
politische Bezüge spielen auch eine Rolle im Beitrag von Markus Schauermann
„Atomic Cocktail.
Popmusik und Atombombe“ .
Die
physikalische Wirkung einer Atombombe ist bekannt; aber die kulturelle? Mit dem
Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki 1945 glaubten viele, dem
Beginn eines neuen Zeitalters – eines Atomzeitalters – beizuwohnen. Die Nutzung
der Kernspaltung als Indikator einer gegenwärtigen Zukunft. Wie sieht aber die
Kultur eines solchen Atomzeitalters aus? An Beispielen von kommerziell
verbreiteter Musik soll diese Zeit – also die 1940er, -50er und -60er Jahre –
angedeutet werden, wo optimistische Befürwortung und pessimistische Kritik
nebeneinander existierten wie die Protonen und Elektronen im (nun spaltbaren)
Atomkern.